Vielleicht kennst Du das auch: jeden Monat wieder diese furchtbaren Unterleibsschmerzen während deiner Menstruation!? Ca. 60% der Frauen leiden unter Regelschmerzen, der sogenannten Dysmenorrhoe – der schmerzhaften Regelblutung. Ursachen kann es viele geben, aber meist bleibt die Suche nach einer medizinischen Ursache ohne Erfolg. In diesem Blogartikel möchte ich daher einige Ursachen erläutern und dir ein paar Tipps geben um die Schmerzen zu lindern. Viel Spaß beim Lesen!
Mögliche Ursachen der Regelschmerzen
In meiner Sprechstunde stellte sich eine 17-jährige Patientin mit zunehmenden Regelschmerzen vor. Sie erzählte, dass die Schmerzen so stark seien, dass sie einmal im Monat nicht zur Schule gehen könne. Sie hätte Krämpfe, brauche starke Schmerzmittel und verbringe den ganzen Tag im Bett mit einer Wärmflasche.
Mindestens zweimal pro Woche stellen sich Patientinnen mit ähnlichen Beschwerden, vor allem junge Mädchen mit starken Menstruationsschmerzen, bei mir vor. Früher war es etwas einfacher für den Frauenarzt, denn da wurde einfach jeder Patientin mit diesem Problem die Pille verschrieben. Heutzutage ist eine differenziertere Betrachtungsweise notwendig, da viele der jungen Frauen (verständlicherweise) keine Hormone mehr nehmen möchten und eher der Ursache auf den Grund gehen wollen.
Aber auch Frauen nach der Geburt ihres Kindes, nach dem Beenden einer jahrelangen Pilleneinnahme oder in den Wechseljahren klagen über Schmerzen während ihrer Menstruation.
Im folgenden Abschnitt möchte ich dir daher einige der häufigsten Ursachen für Menstruationsschmerzen vorstellen.
Organische Ursachen
Regelschmerzen werden erstmal in eine primäre und sekundäre Dysmenorrhoe eingeteilt.
Die primäre Dysmenorrhoe besteht ab Beginn der ersten Periode, also von Anfang an. Verantwortlich für die Schmerzen ist vermutlich eine erhöhte Produktion von Prostaglandinen und Leukotrienen, die zu verstärkten Gebärmutterkontraktionen und einer schmerzhaften Minderdurchblutung (Ischämie) der Uterusschleimhaut führt. Also die Schmerzen sind wirklich echt. Ausserdem können auch organischen Ursachen, wie eine nach hinten geneigte (retroflektierte) Gebärmutter oder eine Verengung des Gebärmutterhalses, dahinter stecken. Das würde dazu führen, dass das Blut nicht gut abfließen kann und die Gebärmutter mehr Mühe hat es nach draußen zu befördern.
Wenn die Regel zu einem späteren Zeitpunkt also sekundär schmerzhaft wird, dann können zum Beispiel gutartige Knoten in der Gebärmutter (Myome) oder versprenkelte Schleimhautzellen im Muskelgewebe (Adenomyosis uteri) oder auch hier eine Gebärmutterhalsverengung dahinter stecken.
Ausserdem gibt es eine Krankheit, die sich Endometriose nennt. Hier kommt es vermutlich (es gibt verschiedene Theorien, aber diese ist die Gängigste) zur Versprenkelung von Schleimhautzellen aus der Gebärmutter in den Bauchraum. Diese schwellen dann ebenfalls bei jedem Zyklus an und bluten und können somit zu Schmerzen im gesamten Bauchraum führen. Hierbei haben die Frauen meist in den Tagen vor der Periode Schmerzen.
Psychische Ursachen
Vor allem Frauen die Gewalt erfahren haben, oder einer besonderen Stressbelastung ausgesetzt sind leiden unter verstärkten Schmerzen.
Die psychischen Ursachen, warum wir Frauen unter Menstruationsschmerzen leiden sind vielfältig. Neben den oben beschriebenen Ursachen wird vielen jungen Mädchen bereits von den Müttern vorgelebt, wie negativ und schlimm die Menstruation ist. Das verschlimmert die Symptomatik noch zusätzlich und ist für mich ein sehr großer Ursachenfaktor. Wenn uns Frauen das bewußt wird, lernen wir unseren Körper so zu akzeptieren, wie er ist und ein normales, positives Verhältnis zu unserer Menstruation zu entwickeln. Darunter werden unsere Schmerzen viel, viel erträglicher werden.
Hier möchte ich auf meinen Blogbeitrag „Die erste Menstruation ….“ verweisen, denn da gehe ich darauf ein, was man präventiv tun kann um psychische Ursachen für Schmerzen während der Menstruation möglichst zu verhindern.
Was verschlimmert deine Regelschmerzen?
Deine Menstruationsbeschwerden können sich durch folgende Faktoren verschlimmern:
- erhöhte Stressbelastung durch Überlastung, Trauma und Gewalterfahrungen
- eine negative innere Einstellung zum eigenen Körper und Ablehnung der Menstruation
- eine unausgewogene Ernährung führt zu Übergewicht und Mangel an Vitaminen und Spurenelementen, wie Magnesium
- Alkohol entzieht dem Körper Wasser, führt zu Magnesiummangel und Stimmungsschwankungen, sowie Kopfschmerzen und verschlimmert deine Symptome.
- Koffein im Kaffee erhöht den Östrogenspiegel im Körper und führt zu verstärkten Menstruationsbeschwerden. Ausserdem hemmt es die Eisenaufnahme. Deshalb solltest du weniger bis keinen Kaffe in dieser Zeit trinken.
Was kannst du tun?
Ganz oben auf der Liste steht die Stressreduktion. In wissenschaftlichen Studien wurde nachgewiesen, dass ein hoher Stresslevel das Risiko im nächsten Zyklus Regelschmerzen zu haben verdoppelt und die Schmerzen verschlimmert. Probiere für dich verschiedene Möglichkeiten aus – ob Entspannungstherapie, Yoga, Meditation oder Hypnose, hat letztendlich alles einen wohltuenden Effekt auf deinen Körper.
Gönn dir eine Auszeit, zieh dich etwas zurück in dieser Zeit, und versuche die Arbeiten soweit es geht zu reduzieren. Ich finde, man sollte den ersten Tag der Periode im Monat frei bekommen!? Männer würde man auch nicht mit so einer großen und stark blutenden Wunde auf die Arbeit schicken :-).
Wie ist das Verhältnis zu deinem Körper? Bist du immer nur am nörgeln und meckern. Dann ändere etwas oder akzeptiere deinen Körper wie er ist und übe dich in Selbstliebe.
Regelmässiger Sport fördert die Durchblutung im kleinen Becken und führt perspektivisch zu weniger Menstruationsschmerzen.
Bei Übergewicht ist eine Gewichtsabnahme ratsam, da Fettzellen Botenstoffe freisetzen, die für verstärkte Enzündung im Körper verantwortlich sind, und ein erhöhter Östrogenspiegel führt nachweislich zu vermehrten negativen Begleiterscheinungen während der Menstruation (z.B. Dysmenorrhoe).
Ernährung verbessern durch weniger Milchprodukte und weniger rotes Fleisch, da sie Arachidonsäure enthalten und dies zur erhöhten Prostaglandinbildung beiträgt und das führt dann zu verstärkten Krämpfen der Gebärmutter. Also lieber auf Hafermilch und helles Fleisch ausweichen, oder zumindest für die Zeit der Menstruation komplett verzichten.
Mineralstoff- und Vitaminmangel durch ausreichend Obst und Gemüse oder Nahrungsergänzungsmittel ausgleichen.
Magnesium zur Entspannung der Gebärmuttermuskulatur zuführen, denn es wirkt krampflösend.
Hormoneller Ausgleich über sogenannte Phytohormone, also pflanzliche Hormone, oder über die Pille, die jegliches Hormonungleichgewicht unterdrückt und zusätzlich vor einer Schwangerschaft schützt.
Auch Akupressur, Akupunktur und Osteopathie können dir helfen, einfach mal ausprobieren.
Auch eine schöne warme Wärmflasche und ein wohltuender Kräutertee mit Heilkräutern (Mönchspfeffer, Salbei, Frauenmantel, Schafgarbe) lindert deine Symptome.
Wenn alles nix hilft, dann darf es auch mal eine Schmerztablette sein.
Was du noch tun kannst:
Beschäftige dich mit dir und deiner inneren Welt. Wie denkst du über dich, deinen Körper und über deine Menstruation? Was hast du dir für Sichtweisen (negative Glaubenssätze) antrainiert? Stimmen die wirklich? Was wäre wenn nicht? Du erschaffst immer deine eigene Realität.
Zum Beispiel denken viele aufgrund übernommener Sichtweisen, den Medien und Geschichten von Müttern und Freundinnen, dass die Menstruation etwas furchtbares, widerliches und schmutziges ist. Diese Denkweise wird deine Beschwerden mit Sicherheit nicht verbessern.
In anderen Ländern ist der Beginn der Menstruation einer Frau etwas Schönes. Es gibt traditionelle Rituale und man wird als Frau begrüßt.
Ich denke, dass wir bei unseren Töchtern anfangen können die Geschichte umzuschreiben und dieses unangenehme Tabuthema Menstruation endlich zu einem positiven schönen Ereignis umgestalten sollten. Ich bin mir sicher, dass wir allen uns folgenden Frauen und Mädchen das Leben enorm erleichtern. Was denkt du darüber?
Zum Beispiel könnte man einen Mutter-Tochter-Tag durchführen um das Frau-Sein zu feiern, oder eine Party mit den Freundinnen organisieren. Was hast du noch für Ideen?
Es sollte jedenfalls kein Tabuthema mit Einschränkungen sein, sondern offen kommuniziert und gefeiert werden. Wir Frauen sollten uns auch zurückziehen dürfen in dieser Zeit und müssen nicht genauso funktionieren, wie immer.
Und noch ein Geheimtipp:
Regelmässige Übungen mit dem Hula-Hoop-Reifen führen nicht nur zu einer besseren Figur, nein es kommt ebenso zu einer erhöhten Durchblutung im kleinen Becken und Lockerung der umgebenden Strukturen der Gebärmutter. Die bessere Durchblutung führt zu weniger Schmerzen während deiner Menstruation. Auch Bauchtanz hat den gleichen Effekt. Viel Spaß dabei!
Schön das es Dich gibt!
Viele liebe Grüße von Deiner Femdoc
Bild: Pexels – Juan Mendez
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