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Bist Du in einer festen vielleicht schon jahrelangen Beziehung und hast immer weniger Lust auf Sex? Oder bedrängt dich dein Partner zum Arzt zu gehen, weil du keine Lust auf Sex hast und das ja wohl nicht normal ist…?! 

Warum ist Sexualität eigentlich wichtig?

Sexualität gehört zu den Grundbedürfnissen und ist zunächst einmal zur Fortpflanzung in der reproduktiven Phase im Alter zwischen 20 und 40 wichtig. Außerdem ist es wichtig für die Partnerschaftsbeziehung um Nähe auszutauschen und sich zu zeigen, wie gern man sich hat. Ein weiterer, von der Bedeutung unterschätzter Aspekt, ist die Selbstliebe, das heißt sich mit Sexualität etwas Gutes zu tun, und nicht zuletzt um Stress und Anspannung abzubauen, denn es werden bei diesem lustvollen Erlebnis eine Menge Endorphine ausgeschüttet.

Patientenbeispiel

Bei mir stellen sich oft Frauen in verschiedenen Lebenssituationen mit diesem Thema vor. Dafür ist man ja auch da als Frauenarzt, oder!? Hier zwei Beispiele von vielen: 

Die Patientin, 27 Jahre, seit 2 Jahren in Partnerschaft, berufstätig, keine Kinder, kam in die Sprechstunde mit der Frage: „Frau Doktor, ich habe immer weniger Lust auf Sex, kann das an meiner Pille liegen?“ Des weiteren berichtete sie, dass sie gerade einen neuen Job angenommen hatte und in eine neue Umgebung umgezogen sei. Sie fühle sich aus ihrem alten, stabilen Freundeskreis gerissen und habe zusätzlich noch eine Depression seit der Scheidung ihrer Eltern. Es fehle ihr nicht nur an Lust am Sex, sondern beim Sex könne sie zusätzlich auch gar nicht abschalten und müsse ständig daran denken, was noch alles im Haushalt zu erledigen sei. Sie hat durch diese Überlastung keine Lust zum Sex und wenn der Partner dann noch ungeduldig wird und Druck ausübt, dann führt das nur zu noch größerer Belastung und Unlust.

Die zweite Patientin, 35 Jahre, seit 5 Jahren verheiratet, berufstätig, 2 Kinder: „Mein Mann schickt mich, sie sollen mal bitte schauen, ob bei mir Alles in Ordnung ist, da ich immer weniger Lust auf Sex habe?!“ Sie hat 2 Kinder und eine 40h Arbeitswoche, zusätzlich managed sie noch den Haushalt. Sie ist Abends oft sehr müde, und wenn ihr Mann dann Sex möchte lehnt sie öfter ab, was bei Beiden zu Frust in der Beziehung führt.

Die Beiden beschriebenen Beratungsanläße stehen exemplarisch für die vielen Partnerschaften in denen Unzufriedenheit über die schönste Sache der Welt herrscht.

Was steckt hinter der Lustlosigkeit?

Der Libidoverlust (=Lustlosigkeit) ist die häufigste Sexualstörung, neben Orgasmusschwierigkeiten, aber darüber werde ich in einem anderen Artikel schreiben. Studien haben gezeigt, dass ca. 40% der Frauen von einem Libidoverlust betroffen sind, was wirklich viel ist.

Zunächst einmal ist wichtig zu verstehen, dass die Libido mit dem weiblichen Zyklus schwankt. Natürlicherweise ist sie meist in den 6 Tagen vor dem Eisprung gesteigert, fällt dann aber in der Regel steil ab. Lust auf Sex um den Eisprung herum ergibt ja biologisch auch einen Sinn, wenn man sich fortpflanzen möchte.

Die Pille

Die Pille kann ein Faktor für einen Libidoverlust sein, allerdings zeigen viele Studien einen nicht signifikanten Unterschied beim Libidoverlust zwischen Verhütung mit oder ohne Pille. Viele der durchgeführten Studien wurden von der Pharmaindustrie unterstützt, und wer würde freiwillig ein libidominderndes Medikament einnehmen, wenn es Alternativen gibt?  

Allerdings kann man sich auch vorstellen, dass die Pille dazu führt, dass wir Frauen uns freier im Ausleben unserer Sexualität fühlen, da wir nicht immer Angst vor einer Schwangerschaft haben müssen. Anderseits kann das SHBG (Sexualhormon-bindendes-Globulin) in unserem Blut durch die Pille ansteigen und so mehr Testosteron binden. Da freies Testosteron für unser sexuelles Verlangen zuständig ist könnte dessen Verminderung durch Bindung dazu führen, dass wir weniger Lust verspüren. In der Regel sind es aber oft mehrere Faktoren die zusammen spielen, wobei die Pille nur einen kleinen Teil davon einnimmt. Andere Dinge stehen da zunächst eher im Vordergrund.

Der Beziehungsstatus

Der Beziehungsstatus der Frau scheint einen sehr hohen Einfluß auf die Libido zu haben. Ist alles in Ordnung in der Beziehung? Wie ist die Kommunikation – kann das Paar über alle Probleme reden? Werden sexuelle Bedürfnisse und Wünsche ausgetauscht? Ist einer von beiden fremd gegangen und kam es zum Vertrauensbruch? Fühlt die Frau sich bedrängt und aufgrund sozialer Normen verpflichtet zur Sexualität?

Die Komplexität der Frau

Wir Frauen sind schon wahnsinnig komplex! Was meine ich damit? Ich sage immer die Emanzipation der Frau hat auch seine Kehrseite. Wir können heute alles erreichen und haben alle Möglichkeiten, aber Kinder bekommen und versorgen und die vielen Haushaltsaufgaben bleiben trotz 40h Arbeitswoche meist mehrheitlich an der Frau hängen. Frauen sind dadurch vor allem in der reproduktiven Phase, in der alles zusammen kommt, insgesamt ziemlich überlastet, und können auch nicht gut abschalten, weil einfach so viel zu tun ist und wir an soviel denken müssen. Natürlich machen wir uns da auch selber viel Stress, da wir unserer Rolle als Mutter, Ehefrau und eventuell auch Karrierefrau gerecht werden wollen.

Selbstbild der Frau und Sexualität

Medien und Pornos vermitteln unrealisitische Frauenbilder, welche bei viele Frauen Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen und Körpergewicht erzeugen. Dies führt dazu, dass viele Frauen gehemmt sind sich ihrer Sexualität hinzugeben. Ein zusätzlich vermindertes Selbstbewusstsein verschlimmert die Lage meist noch. Der Schlüssel zu einem lustvollen Leben ist es dich selbst und deinen Körper zu lieben, denn du bist wunderschön! Das kannst du erreichen indem du täglich eine Selbstliebeübung machst, um das Verhältnis zu dir zu verbessern, denn nur wer sich selber liebt, der kann Liebe geben. Zum Beispiel könntest du dich nackt vor den Spiegel stellen und dir sagen wie schön du bist und wie gern du dich hast. Du kannst dir natürlich auch selber deine passende Affirmation ausdenken. Du kannst hier ruhig kreativ sein. Zusätzlich empfehle ich dir auch gesundes und gutes Essen, sowie regelmässigen Sport. Da fühlt man sich dann gleich viel besser!

Wieviel Sex ist normal?

Diese Frage wird häufig gestellt, und in der Regel mit einem Durschnittswert beantwortet. Allerdings denke ich, dass Zahlen dieser Art keine Hilfe sind. Zahlen, die Frauen oder Männer im Freundeskreis angeben bieten daher auch keine Orientierung, und sind oft zu hoch um den äußeren Schein zu wahren. Ich bin der Meinung, dass jedes Paar individuell für sich entscheiden muß wann und wie oft es Sex haben möchte, da die Einflußfaktoren vielgestaltig und komplex sind. Orientierung an Anderen erzeugt nur mehr Druck.

Wichtig ist, dass alle zufrieden sind und dafür muß man miteinander reden, dem Anderen zuhören, ihn verstehen und auf ihn eingehen. Männer möchten und können in der Regel öfter und sind meist nicht so verkopft wie wir Frauen. Also ob 1x/Woche, oder 2x/Monat oder gar nicht ist ganz individuell und hängt von den Bedürfnissen des Paares ab.

Ich denke für unsere Partner ist es wichtig die Komplexität der Frau besser zu verstehen. Wir Frauen sollten versuchen mehr abzuschalten und lernen, Verantwortung abzugeben, z.B. an den Partner, um freier im Kopf zu werden für mehr Lust an Sexualität.

Ist Lust verwerflich?

Ich finde auch, dass Lust erleben für uns Frauen lange als verwerflich galt. Die Frau sollte in der Vergangenheit keine Lust erleben und auch heute noch werden in anderen Ländern kleine Mädchen beschnitten und die Klitoris entfernt um Lust zu verhindern und Macht auszuüben. Manchmal denke ich, dass dieses Schamgefühl Lust nicht empfinden zu dürfen durch unsere Eltern, und insbesondere unsere Mütter an uns weitergegeben wird und wir uns deshalb unserer Lust nicht hingeben können.

Nein, Lust ist nicht verwerflich und sollte nicht schambehaftet sein, sie ist für unser Wohlbefinden wichtig und unbedingt erstrebenswert. Essen ist auch nicht der Sex des Alters, denn ich glaube daran das der Sex in einer Beziehung immer besser wird, wenn sich alle Beteiligten darauf ein lassen.

Fazit:

Es ist auch hier sehr komplex. Aber oft ist es doch so: Der Hunger kommt beim Essen. Also einfach machen und nicht soviel darüber nachdenken! Mädels lasst den vollen Geschirrspüler einfach mal stehen und genießt ;-). Ihr tut auch Euch etwas Gutes!

Meine 5 Tipps für mehr Lust am SEX:

  • Teile deinem Partner deine Wünsche und Bedürfnisse mit -„Was bringt dich in Wallungen, wie möchtest du deinen Sex erleben!?“ Brauchst du zum Beispiel mehr Vorspiel oder magst du es, wenn er deinen Hals und Bauch küsst. Vielleicht war das am Anfang der Beziehung alles da und ist etwas in Vergessenheit geraten!?
  • Erkunde deinen Körper, und finde heraus was dir gefällt! Die Frage ist ja, weißt du denn eigentlich, was dir gefällt und welche sinnlichen Möglichkeiten dir dein Körper bietet? Hast du dich schon selber stimuliert und weißt was dir gefällt? Wenn nicht, dann solltest du erst einmal selbst deinen Körper erkunden. Daran ist nichts verwerfliches und glaub mir bei den Männern ist es viel „normaler“ sich selbst zu befriedigen, als bei uns Frauen. Denn wo du noch nie warst, kannst du auch niemanden hinführen, oder?
  • Schaffe dir im Alltag Auszeiten und Möglichkeiten in denen du Zeit für Sex hast. Zum Beispiel Freitagabend statt TV, oder die Kinder mal bei Oma übernachten lassen, oder oder oder…. Schau dir deinen Alltag an, ist irgendetwas zu viel? Kannst du etwas von deinen Aufgaben abgeben um freier zu sein?!
  • Liebe dich und deinen Körper, denn du bist wunderschön! Mach täglich eine Selbstliebeübung um das Verhältnis zu dir zu verbessern, denn nur wer sich selber liebt, der kann Liebe geben. Zum Beispiel nackt vor den Spiegel stellen und sich sagen wie schön man ist und wie gern man sich hat. Denk dir selber deine passende Affirmation aus. Dazu gehört auch gesundes und gutes Essen, sowie regelmässiger Sport.
  • Sei Dankbar! Dankbar, für das was du bereits hast. Schau dir dein Leben an, was du bereits alles erreicht hast und deinen tollen Partner an deiner Seite. Dein Leben ist einzigartig. Mach das beste daraus, jeden Tag! Nur du hast es in der Hand, denn es ist dein Leben.

Ich wünsche Dir eine wunderschöne lustvolle Partnerschaft und Sexualität.

Deine Femdoc


Bild: Pexels, Alexandr Podvalny

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