Die erste Mens – wichtig ist ein positives Mindset.
Neulich in der Sprechstunde fragte mich eine Patientin ganz aufgeregt, ob es denn normal sei, dass ihre Tochter mit 9 Jahren ihre Regel schon bekommen habe!? Sie war sichtlich überfordert mit der Situation und wollte wissen, was denn zu beachten sei…
Ich finde das ist ein sehr spannendes Thema, denn unsere Menstruation ist ein eher totgeschwiegenes und peinlich berührtes Thema, oder?
Weiterhin erzählte mir die Patientin, dass ihre Tochter sich schäme, mit keinem darüber reden möchte, und sogar Angst habe zur Schule zu gehen. Wusstet Ihr, das es noch nicht einmal Abfalleimer auf den Mädchentoiletten in der Grundschule gibt!? Ich glaube da ist Nachbesserung gefragt, da doch mittlerweile schon einige Mädchen im Grundschulalter ihre Mens bekommen.
Viele Frauen erzählen mir über negative Erfahrungen in Bezug auf ihre erste Menstruation. Ihre Mütter waren oft überfordert mit der Situation, da sie selbst nur unschöne Emotionen erlebt bzw. vorgelebt bekommen haben. Vermutlich sind wir da auch geschichtlich vorgeprägt, denn bereits in der viktorianischen Zeit gab es eine recht negative Sichtweise in Bezug auf die Menstruation der Frau. Sie wurde als unrein, sogar Pflanzen- und Menschenschädigend betrachtet. Man durfte nicht Schwimmen, Baden oder Haare waschen, sonst bekäme man durch die Umkehrung des Blutflusses Schlaganfälle oder Tuberkulose.
Spannend ist auch, dass es 1963 in den Tamponverpackungen einen Hinweistext für die „gute Ehefrau“ gab. Zusammengefasst stand dort: jede Frau solle auch während ihrer Menstruation glücklich und wohlwollend ihrem Manne gegenüber sein. Es sei kein Grund sich gehen zu lassen und man nütze die Gutmütigkeit seines Mannes nur aus. Na toll!
Ich denke es ist jetzt klar, warum wir auch in unserer Generation immer noch mit Vorurteilen bzw. schlechten Gefühlen und Bewertungen in Bezug auf unsere Menstruation zu kämpfen haben. Aber ich denke das muss sich ändern, und wir haben es selbst in der Hand!
Bei meiner ersten Mens meinte meine Mutter zu meinem Vater: „Oh nein, jetzt hat sie ihre Tage bekommen“, dann wurden mir gleich 2 dicke DDR Binden verpasst, und das war dann auch das Ende des Gespräches und das Thema war erledigt. Ich hatte immer Bauchschmerzen verbunden mit starker Übelkeit an den ersten Tagen meiner Mens. Einen Tag im Monat konnte ich oft die Schule nicht besuchen. Interessanterweise ging es meiner Mutter auch immer nicht gut, wenn sie ihre Mens hatte und so hatte ich „gelernt“, dass die Menstruation schmerzhaft und lästig ist. Mit ca 14. Jahren hat mich meine Mutter dann mit zu ihrer Frauenärztin genommen und diese hat mir die Pille verschrieben. Unter dem hormonellen Einfluß hatte ich dann zumindest kaum noch Beschwerden.
Genau da können wir aber ansetzen und etwas bewirken. Meine Tochter ist 7, also wird das Thema in den nächsten Jahren auch auf mich zu kommen. Ich habe mir vorgenommen den Beginn des „Frauseins“ (also die erste Menstruation) mit meiner Tochter gebührend zu feiern. Ich möchte ihr ein positives Mindset mitgeben und ihr vermitteln bzw. vorleben, dass es nichts Schmutziges ist und nicht nur mit Schmerzen und Unwohlsein einher geht. Ich möchte, dass sie es leichter hat, und dadurch befähigt wird, wenn sie älter ist ihre Weiblichkeit mit all ihren Facetten zu leben. Dafür will ich jetzt schon den Grundstein legen!
Wir sollten daher diesen wundervollen Tag, den Übergang zum Frausein und die Möglichkeit der Entstehung neuen Lebens, gebürtig feiern.
Was habt Ihr für Rituale bzw. wie feiert ihr diesen Tag?
Seit einigen Jahren beschäftige ich mich sehr viel intensiver mit dem Thema Menstruation. Vorallem als Frauenärztin ist mir bewußt geworden wie viele Frauen überhaupt keinen Bezug zu ihrem Körper und ihrerm Zyklus haben, und wie viele jeden Monat von Schmerzen, Migräne und Unwohlsein geplagt sind. Mir ist aufgefallen, dass eine angelernte negative Sichtweise (negativer Glaubensatz) bei den meisten Frauen einen erheblichen Anteil daran hat. Die gute Nachricht ist, dass es dann aber auch die Möglichkeit gibt etwas daran zu ändern. Ich persönlich habe es für mich geschafft ein positives Mindset aufzubauen, durch mehr Körperverständnis und eine positive Sichtweise auf meine Menstruation. Sodass ich jetzt nur noch ganz selten Schmerzen habe.
Wie müssen lernen während der Zeit der Mens für uns selbst zu sorgen, denn jemand anderes wird es nicht machen. Ich zum Beispiel gönne mir Ruhe und Entspannung in der Badewanne oder mit Wärmflasche auf der Couch, und wenn ich zur Arbeit muss, dann sage ich Termine danach wenn möglich ab um mich auch zurückziehen zu können.Trinke heißen Tee (zum Beispiel Salbei wirkt entspannend und krampflösend) oder gönne mir auch mal ein Stück Schokolade (ersetzt das abgefallene Serotonin (Glückshormon), allerdings nur hochprozentige Schokolade). Seitdem kann ich sagen ist es viel einfacher geworden. Es gibt natürlich immernoch die und die Tage, aber der erste Tag meiner Menstruation ist selten noch schmerzhaft.
Wie habt ihr Eure erste Menstruation erlebt? Wie habt ihr euch gefühlt? Wie hat euer Umfeld reagiert?
Was wäre gewesen, wenn ihr besser darauf vorbereitet gewesen wärt, oder wenn eure Mama diesen Tag zum Fest gemacht hätte. Euch vielleicht etwas Schönes zum Anziehen gekauft, einen besonderen Tag mit euch verbracht oder sogar eine Party geschmissen hätte? Wäre dann alles anders gekommen!? Vielleicht hättet ihr dann weniger Schmerzen während eurer Menstruation? Vielleicht wäre diese Zeit dann weniger eine Last für Euch?
Allen Müttern empfehle ich diesen Tag des Zyklusbeginns gemeinsam mit ihrer Tochter positiv zu belegen, z.B. mit feiern. Feiert gemeinsam das Frausein und die Kraft die in uns allen steckt. Erklärt, bereitet vor und freut euch zusammen auf diese spannende Lebensphase. Es darf auch ein kleines Familienritual sein… zum Beispiel einen Baum pflanzen usw.. Wichtig ist dabei, wie ihr selbst eure Menstruation wahrnehmt, und wie ihr sie euren Töchtern vorlebt?!
Allen jungen Frauen empfehle ich das Gespräch mit euren Freundinnen und Familien zu suchen. Plant eine gemeinsame Party und lebt euren Zyklus. Umgebt euch dabei mit Personen, die euch gut tun. Eure Menstruation ist nichts peinliches oder schmutziges. Es ist völlig normal und ein Zeichen des Lebens und Eurer Fruchtbarkeit.
Ich bin davon überzeugt, wenn wir unser Denken und unsere Bewertung in Bezug auf unsere Menstruation ändern würden, bzw. keine negativen Gefühle damit assoziieren, dann würde es sich leichter und besser anfühlen! Weniger Frauen hätten Schmerzen, Migräne oder das prämenstruelle Syndrom (PMS). Ich denke das (wie so oft) die Psyche auf den Körper auch hier einen großen Einfluß ausübt. Denn Untersuchungen haben gezeigt, dass sich unser Denken und unsere Überzeugungen (Stichwort Mindset) auf unsere hormonellen und biochemischen Prozeße im Körper auswirken.
TIPP:
Vorbereitung ist ALLES:
- Warum bekomme ich meine Menstruation, wie läuft das ab?
- Was ist der Menstruationszyklus (in Kürze in meinem Blog)?
- Sind Hygieneartikel (Binden) da?
- Ein Erstgespräch beim Frauenarzt kann viele noch offene Fragen klären. Und nein, es erfolgt nicht gleich eine frauenärztliche Untersuchung.
Welches Ritual könnte es an diesem Tag geben:
- Shoppen mit Mama oder
- eine tolle Kette von Papa oder
- eine Party mit den Freundinnen oder
- einen Baum pflanzen als Zeichen des neuen Lebensabschnittes
In diesem Sinn- rock on!
Bild: Pexels, Sora Shimazaki
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